„Die Wut der Menschen ist groß“
Interview mit der taz vom 15. Juli 2022
taz: Herr Helfst, die Preise steigen und steigen. Wie macht sich das in Ihrer Arbeit im Bremer Erwerbslosenverband bemerkbar?
Das Thema ist zurzeit sehr präsent. Ich arbeite seit zwölf Jahren beim Bremer Erwerbslosenverband und ich habe noch nie erlebt, dass ein Thema so wichtig war. Die Preissteigerungen bedrohen viele Menschen existenziell. Ich muss dazu sagen, dass wir nicht nur erwerbslose Menschen beraten, sondern hauptsächlich Menschen, die in prekären Arbeitsverhältnissen stecken.
Was sind die Aufgaben des Bremer Erwerbslosenverbandes?
Wir beraten Menschen bezüglich ihrer Arbeit, der Miete und dem Umgang mit Ämtern. Zu uns kommen jährlich etwa 4.000 bis 5.000 Menschen. Auch durch die Gespräche mit den Menschen haben wir gemerkt, dass das Thema Preissteigerung zurzeit sehr wichtig ist und dass wir dagegen protestieren wollen. Die Wut der Menschen ist groß.
Was sind die Forderungen des Bündnis gegen Preiserhöhung?
Unsere Hauptforderung ist, dass die Preise gesenkt werden. Wir glauben, dass dies eine vereinende Position ist, aus der eine Bewegung entstehen kann. Die Demonstration soll ein erster Schritt sein, damit wir dann gemeinsam etwas entwickeln können. Politische Forderungen müssten dann aus der Bewegung selber kommen, wenn sie zustande kommt.
Mit wie vielen Teilnehmenden rechnen Sie bei der Demonstration?
Wir haben die Kundgebung bereits vor einigen Wochen für 50 Personen angemeldet. Das Bremer Ordnungsamt und wir gehen aber mittlerweile davon aus, dass die Zahl wesentlich höher sein wird. Genau kann ich das nicht einschätzen aber wir freuen uns auf die Demonstration.
Sind weitere Aktionen geplant?
Wir veranstalten in verschiedenen Stadtteilen Bremens Versammlungen. Unsere Hoffnung ist, diese zusammenzuführen und dass somit eine Bewegung entsteht.
Das Thema Preissteigerung betrifft nicht nur die Bremer Bevölkerung. Gibt es eine deutschlandweite Vernetzung?
Uns ist bundesweit keine andere Initiative dieser Art bekannt. Wir bekommen sehr viel Rückmeldung aus anderen Städten aber ob es zukünftig weitere Vernetzung geben wird, ist noch nicht klar. Es ist uns aber wichtig, eine linke Kritik auf die Straße zu bringen und das Thema nicht durch Rechte vereinnahmen zu lassen.“