taz: „Ein paar Euro weniger“

Aus der taz: PREISSENKUNG Stadtticket für Bedürftige wird etwas günstiger. Kritik vom Erwerbslosenverband
Ab dem 1. März soll der Preis des Stadttickets um knapp viereinhalb Euro gesenkt werden. EmpfängerInnen von Hartz IV und Sozialhilfe sowie AsylbewerberInnen können damit in Bussen und Bahnen der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) im Stadtgebiet pro Monat für 25 Euro, Kinder für 20 Euro fahren – statt für bisher 29,25 und 24,50 Euro.
Der grüne Verkehrssenator Reinhard Loske erhofft sich durch die Preissenkung, „Busse und Bahnen in Bremen für Menschen in schwierigen Lebenslagen noch attraktiver zu machen“. Durch die rege Nachfrage könnten die Kosten für die einzelnen Tickets gesenkt werden, sagt Ressortsprecher Michael Ortmanns. Es bestehe die Hoffnung, durch die Preissenkung noch mehr Abnehmer für das Stadtticket gewinnen zu können.
Jens-Christian Meyer, Sprecher der BSAG, wird deutlicher: „Wir liegen weit unter dem, was wir anfangs glaubten verkaufen zu können.“ Von 85.000 Berechtigen hatten 2010 pro Monat durchschnittlich nur 6.000 ein Stadtticket erworben. Auf Seiten der Politik habe man sich nach Gesprächen mit der BSAG daher für eine Preissenkung entschieden. Die BSAG rechne für das günstigere Stadtticket mit höheren Verkaufszahlen.
Tobias Helfst vom Bremer Erwerbslosenverband hingegen nannte die ganze Idee des Stadttickets „eine unglaubliche Farce“. Es sei auch weiterhin nicht möglich, sich mit Hartz IV Mobilität zu bezahlen. „Es ist ein teures Ticket und es bleibt ein teures Ticket“, so Helfst. Er kritisierte zudem, dass das Ticket nur für das Bremer Stadtgebiet und nicht für den gesamten VBN-Bereich gelte. Der Bremer Erwerbslosenverband trete für einen kostenlosen ÖPNV für alle ein.
Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen den Sozial- und Verkehrsressorts des Senats sowie der BSAG war das Stadtticket zum 1. April 2010 eingeführt worden. Die Stadt sichert der BSAG dafür einen Zuschuss zu, um mögliche Ausfälle in den Einnahmen auszugleichen. Für die 24 Monate nach der Einführung stehen dafür maximal 1,75 Millionen Euro zur Verfügung. Diese Summe wird wohl nicht annähernd ausgeschöpft. JPB